Seit fast einem Jahr sind die Beiden nun schon wieder auf einem Abenteuerritt, dies Mal auf dem Weg nach Alaska.

Im nächsten Jahr wollen sie ihre Reise durch Alaska fortsetzen. Für Hinweise und Ansprechpartner, die ihnen bei ihrer Route durch Alaska helfen könnten, sind sie sehr dankbar.
www.abenteuerreiter.de
Und wenn alles gut geht, werden sie ab Januar 2014 mit dem neuen Vortrag über ihre Reise auf Tournee gehen. 
Hier ihr Bericht der bereits berittenen Kilometer:

Ein Jahr ist es her, seit wir uns zuletzt gemeldet haben. In der Zwischenzeit sind wir unserem Ziel Alaska wieder ein Stückchen näher gekommen. In diesem Sommer hat uns unsere Reise durch die Wildnis des Yukon geführt, bis in die Goldgräberstadt Dawson City nahe der Grenze zu Alaska. 

Yukon – im Land der Bären, Wölfe, Elche und Karibus

Durch den Yukon zu reiten war eine große Herausforderung, selbst für Günter. Bei unserem Start waren wir keineswegs sicher, ob wir unser Ziel rund 1.500 km nördlich überhaupt erreichen können. Als wir unsere Route durch den Yukon planten, waren Günter und ich einig: wir wollen nicht wieder so viele Flüsse durchschwimmen, wie im letzten Jahr. Wir nahmen die Landkarte und zeichneten eine Route entlang der Mackenzie Mountains, an der Grenze zwischen dem Yukon und den Nordwest-Territorien. Dort wollten wir entlang reiten, dort wo die Zuflüsse des Yukon entspringen und noch kleine Bächlein sind. Schon im Winter begannen wir mit der Recherche.
Wie sieht die Landschaft aus? Gibt es Wege? Wie können wir die Logistik organisieren? Vor allem aber, ist diese Route überhaupt möglich?

Neun von zehn Antworten lauteten: „Nein, unmöglich. Ein Alptraum zu Fuß, mit Pferden unmöglich! Diese Route führt durch dichte Wälder, riesige Sümpfe und Moore und extrem steile Berge. Das ist tiefster Busch! Bis Juli liegt Schnee und ab September schneit es. Wollt ihr durch den Yukon reiten, müsst ihr dem Highway folgen!“
Das war ja nichts Neues, dass viele unsere Pläne für verrückt halten. Nicht entmutigen lassen, bei neun von zehn freundlich bedanken und bei dem einen, der meint es wäre vielleicht doch möglich, nachhaken. So lange, bis man selbst daran glaubt.



Wir haben in diesem Sommer alles erlebt, wovor man uns gewarnt hat, Sümpfe, dichten Busch, Berge und Schnee.
Und trotzdem hatten wir einen wunderschönen und sehr eindrucksvollen Sommer. Am wichtigsten aber ist, dass wir alle – Pferde, Leni, Günter und ich – wieder heil und gesund aus der Wildnis zurückkamen.



















Juni im Yukon. Nun war auch das Eis auf den großen Seen geschmolzen. Die Schneedecke in den Bergen wurde täglich dünner, die Flüsse führten Hochwasser, auf den Wiesen wuchs frisches, saftiges Gras. Endlich konnten wir wieder unterwegs sein. 

Vier Tage lang folgten wir der Nahanni Range Road, einer staubigen Minenstraße, in die Berge. Immer wieder kamen Minen-LKWs vorbei, ein Fahrer hielt an und reichte uns Sandwichs und Kuchen. „Seit zwei Tagen reden sie in der Mine von nichts anderem als von den zwei Abenteurern, die nach Dawson City reiten!“, rief er uns zu.
Er war der letzte Mensch, den wir für viele Wochen sehen sollten und auch das letzte Stück Kuchen.
Wir verließen die Schotterstraße und ritten in Richtung Norden. Wir waren kaum einen Tag unterwegs, da versank Rusty bis zum Bauch im Sumpf. Ich sprang aus dem Sattel und stand verzweifelt neben ihm.



Das kann ja heiter werden, dachte ich, kaum haben wir die Straße verlassen, schon stecken wir im Morast fest. Schlagartig fielen mir all die Schauergeschichten ein, die man uns über Pferde und Sümpfe erzählt hatte. Sümpfe, Moore und Feuchtgebiete – sie sind charakteristisch für die kurze Vegetationsperiode des hohen Nordens und die größte Herausforderung, wenn man hier mit Pferden unterwegs sein will. Ich hatte gewusst, was auf uns zukommt. Trotzdem wusste ich jetzt nicht, was ich tun sollte. Ich rief Günter zu Hilfe, doch er meinte nur, „Keine Angst, das schafft Rusty schon alleine.“ Und tatsächlich: Rusty blieb nicht lange im Sumpf liegen, er setzte seine kräftigen Vorderbeine ein, und kämpfte sich frei, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Ich zitterte noch, als er bereits in aller Ruhe zu grasen begann. So leicht kann ihn nichts mehr aus der Ruhe bringen. Rusty ist eben, genau wie seine Kumpels Lightfoot, Dino und Azabache in den letzten sechs Jahren zu einem Wildnisexperten geworden. Nein, eigentlich war er das schon immer. Denn unsere Mustangs sind ja als Wildpferde geboren und in der Wildnis aufgewachsen.

Es gab noch einige Momente wie diesen, wo wir an unserem Vorhaben zweifelten: „Dieser Yukon ist ein einziger großer Schwamm!“, doch wir wurden für unsere Anstrengungen auch über alle Maßen belohnt.



Der Yukon gehört zu dem Wildesten, das wir erlebt haben. Die Wildnis ist unberührt und faszinierend, Seen sind glasklar, die Berge majestätisch, unbestiegen und namenlos. 70.000 Elche, 6.000 Grizzlybären aber nur 35.000 Menschen leben in einem Gebiet größer als Deutschland.

Nach drei Wochen kamen wir an einer einfachen Landepiste in den Bergen vorbei. Dort standen, mutterseelenallein, zwei blaue Fässer. Unser Proviantpaket – das erste von vieren. Sechs Monate lang hatten wir unseren Ritt durch den Yukon vorbereitet, die Pferde trainiert, Proviant verpackt und die Logistik organisiert. Unsere Reise nahm immer mehr Expeditionscharakter an. Aber kein Flug sollte extra für uns durchgeführt werden. Wie schon im letzten Jahr waren es die Jagdausstatter die ihre Jagdreviere entlang unseres Weges haben, die uns bei Logistik und Planung unterstützten.



Bis zur Landepiste waren wir einem Jagdpfad gefolgt. Es war kein guter Weg gewesen, mehr eine vage Spur, aber wenigstens war hier schon mal jemand vor uns unterwegs.
„Ab hier seid ihr auf euch selbst gestellt“, hatte Terry, der Jagdausstatter, gesagt. Vor uns lagen rund dreihundert Kilometer, über die wir keinerlei Information hatten, außer, dass es hier keine Wege gibt. Zumindest keine, die von Menschen angelegt wurden.







Wir folgten nun den Spuren der Elche und Karibus nach Norden und waren fasziniert von dem Netz an Wegen, das das Wild durch die undurchdringlichen Büsche und Sträucher der Tundra über tausende von Jahren angelegt hat. Dankbar folgten wir diesen Pfaden, auch wenn sie nicht immer genau dorthin führten, wohin wir wollten. Wir änderten ständig unsere Route und gingen dort, wo auch der Elch gegangen war, solange es nur halbwegs Richtung Norden führte. Zick-zack arbeiteten wir uns voran.








Gerne nahmen wir Umwege in Kauf, denn wenn wir keinem Wildwechsel folgen konnten, mussten wir uns durch zwei Meter hohe, dichte Büsche kämpfen. Die Spuren wilder Tiere waren auch ein wichtiger Anhaltspunkt, ob wir einen Sumpf durchqueren durften, oder nicht.
Immer wieder fragten wir uns, ob wir wohl die ersten Menschen in diesem Tal oder auf diesem Berg waren? Wenn andere vor uns dagewesen waren, so hatten sie zumindest keine Spuren hinterlassen.

Weglos unterwegs zu sein bedeutet auch, dass einer von uns immer wieder abends auf einen Aussichtspunkt kletterte, um die beste Route für den nächsten Tag zu suchen. Bei einem dieser Ausflüge entdeckte ich eine Grizzlybärin mit zwei Jungen. Sie grasten am Fuße des Passes, den ich erkunden sollte. Ich rief Leni zu mir und wartete, bis mich die Bärin sah. Sie stellte sich auf die Hinterbeine, sah mich kurz an, und kletterte spielerisch leicht den steilen Hang hinauf, gefolgt von den drolligen Bärenjungen.



Auf unserer Reise durch den Yukon begegneten wir Bären, Wölfen, Elchen, Karibus und Stachelschweinen und über unseren Köpfen kreisten Weißkopfseeadler.





Den ganzen Sommer lang waren Leni und die Pferde unsere einzigen Gefährten. Keine Nachrichten, kein Internet, kein Telefon, nur die Tiere und wir in der einzigartigen Wildnis des Nordens. Vom Wetter wurden wir in diesem Sommer verwöhnt, es schneite nur einmal, Mitte Juli.

Ende September steht im Yukon der Winter vor der Tür. Die Bäume sind kahl, die Temperatur sinkt nachts bereits weit unter dem Gefrierpunkt, die Tage – im Sommer 19 Stunden lang - werden spürbar kürzer und der erste Schnee bedeckt die Landschaft. Höchste Zeit, wieder in die Zivilisation zurück zu kehren.




















Seit einigen Tagen sind wir und die Pferde nun bei Freunden nördlich von Whitehorse. Hier bereiten wir uns – jeder auf seine Art - auf den langen und kalten Yukon-Winter vor. Wir bereiten uns vor, indem wir jede Menge Feuerholz sägen, die Pferde fressen sich dick und rund und Leni trainiert für den Winterschlaf.

Always happy Trails
Sonja & Günter



Sonja Endlweber

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