Phytodiversität und Vegetationsstruktur von Pferdeweiden - Grundlagen nachhaltiger Weideführung 

In den letzten Jahrzehnten ist ein zunehmender Verlust von beweidetem Grünland, insbesondere artenreichem Grünland in unserer Kulturlandschaft zu beklagen. Nutzungsintensivierung, Rückgang der Weidewirtschaft und Nutzungsaufgabe nicht zu intensivierender Flächen in der konventionellen Landwirtschaft führen zu Verlust an Biodiversität und einer Homogenisierung der Landschaft.
In der Pferdehaltung gewinnt der Weidegang mit zunehmender Populariät artgerechter Haltungssysteme jedoch erheblich an Bedeutung, besonders ballungsraumnah sind Pferde mitunter die dominierenden Weidetiere im Grünland. Pferde können somit ein Potential zum funktionalen Erhalt beweideten Grünlands darstellen. Aufgrund der im Vergleich zum traditionellen Weidetier Rind stärker ausgeprägten Weidewirkung (selektiver Fraß, Vertritt und Nährstoffumlagerung) wird das Pferd als Weidetier allerdings kontrovers diskutiert. Narbendegradierungen sind bei hohem Besatz nicht selten zu beobachten und bescherten ihm den Ruf als „schwieriges Weidetier“. Die kleinräumige Heterogenität in der Vegetationsstruktur und tendenziell schlecht nährstoffversorgte Böden auf Pferdeweiden lassen jedoch auch ein Potential für ausgeprägte Artenvielfalt erwarten. 
Die Weidewirkung des Pferdes und der Einfluss des Flächenmanagements auf die Vegetationskomposition und Artenvielfalt wurden allerdings bislang nicht hinreichend untersucht.
Ziel des Projektes ist es daher, ein verbessertes Verständnis des Wirkungsgefüges von Standort, Management und Vegetation von Pferdeweiden zu erlangen und somit Grundlagen für Empfehlungen zum nachhaltigen Weidemanagement zu schaffen.

Das Projekt wurde im Bergischen Land, einer traditionellen Grünlandregion im Rheinischen Schiefergebirge durchgeführt. Insgesamt wurden 180 beweidete Flächen von 75 landwirtschaftlichen Betrieben untersucht. Einem stratifiziert genesteten Design folgend wurden Triplets aus Pferdestandweiden, Pferdeumtriebsweiden und Rinderweiden mit verglichbaren Standortfaktoren gewählt. Die Flächen wurden floristisch kartiert, jeweils stark befressene Bereiche und gemiedene Bereiche auf Artenzusammensetzung und Bodennährstoffverfügbarkeit untersucht. Auf 30 Weiden wurden Diasporenproben gezogen und in einem Gewächshausversuch zur Keimung gebracht. 
Die Daten werden auf den Zusammenhang von Standort, Flächenmanagement, Heterogenität in der Narbenstruktur, Vegetationskomposition und Artenvielfalt in der stehenden Vegetation sowie der unterirdischen Diasporenbank analysiert. 
In einem zusätzlichen Projekt wurden 2014 in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Ecology and Sustainable Forest Manangement, Universidad Politécnica de Madrid 43 Streuobstweiden im Bergischen Land auf den Zusammenhang von Flächenmanagement, Weidetier (Pferd/Rind/Schaf), Vegetationskomposition und Zustand des Baumbestandes untersucht. 

Nähere Info zu den Projekten hier 

artenreiche Weide IMG 4286 Silke Dehe

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