Ein Bericht von Katja Scherer: 

 

Esel einfahren – 1. Klasse, 1. Tag

 

Als wir mit ein paar Interessenten bei Ralf Wulke anfragten, ob er bei uns vor Ort einen Fahrkurs für Esel abhalten könnte war uns bewusst, dass Ralf bisher nur Kurse auf dem eigenen Hof in Nechern abgehalten hatte. Zwischen Nechern und uns lagen 596 km.

Zudem wollten wir keinen herkömmlichen Standard-Fahrkurs mit den erfahrenen Eselgespannen von Ralf buchen sondern einen individuellen Anfänger-Kurs für Anfänger-Menschen mit Anfänger-Eseln.

 

Umso größer war die Freude, als wir eine Zusage von Ralf bekamen. Nun galt es einerseits weitere Interessenten zu finden, die mit oder ohne eigenen Esel teilnehmen wollten und andererseits einen Termin zu koordinieren. Parallel dazu begannen Ralf und Heike Wulke damit, ein Konzept für die genannte Zielgruppe zu entwerfen. Ziel sollte es sein, uns Teilnehmern die Grundlagen für das Einfahren von Eseln zu vermitteln. Wir wollten vermeiden, dass jeder für sich beginnt seinen Esel einzufahren und dabei grobe Fehler bei der Auswahl des Geschirres oder bei der Arbeit mit den Tieren gemacht werden. Daher einigten wir uns auf einen 2tägigen Kurs mit einer Mischung aus Theorie und Praxis.

Foto Katja SchererIm Mai 2014 war es dann so weit. Heike und Ralf Wulke hatten die weite Fahrt auf sich genommen um am ersten Vormittag 15 Teilnehmern (davon 7 mit und 8 ohne Esel) die Voraussetzungen von Tier und Mensch, die verschiedenen Arten der Anspannungen, der Zäumung, der Geschirre und Kutschen sowie die Rechtsvorschriften für das Fahren von Gespannen zu erklären. Dann ging es zum 1. praktischen Teil, der aus einem vorbereitenden Führ-Training mit den Eseln bestand. Es war gar nicht so einfach, die Esel durch den Parcours aus Stangen zu führen und dabei nach und nach die Führposition etwas nach hinten zu verlagern.

Im Anschluss daran folgte dann für alle Teilnehmer das Üben am Fahrlehrgerät. Dabei wird die Leinenhaltung bei Tempo- und Richtungswechsel simuliert (sehr verwirrend, wenn man das zum 1. Mal macht). Das Gerät hat uns einen gesunden Respekt vor dem Fahrsport vermittelt. Danach ging es zurück zu unseren Tieren. Es folgte das Auflegen und Anpassen von Fahrgeschirren, die die Teilnehmer oder Ralf mitgebracht hatten. Es war erstaunlich wie schwierig es ist, für einen Esel ein gut passendes Geschirr zu finden. Ralf ist bei jedem Tier auf die Besonderheiten des Körperbaus eingegangen und hat alle ausgiebig beraten. Er hat bei allem was er tat eine unendliche Geduld und Ruhe mit Mensch und Tier bewiesen!

Foto Heike WulkeAls Abschluss des ersten Tages durften wir dann alle einmal das Fahren vom Boden aus üben indem jeweils ein Teilnehmer am Kopf des Esels ging während ein weiterer Teilnehmer mit den Leinen in der Hand hinter dem Tier her ging. Stolz verbrachten wir den Abend in gemütlicher Runde bei vielen netten Geschichten.

Foto Katja Scherer Am 2. Tag galt es dann, das zuvor gelernte noch einmal zu wiederholen und zu festigen. Vor allem das Fahrlehrgerät war ein beliebter Platz. Wir löcherten Ralf mit Fragen und waren begeistert, dass unsere Esel schon die ersten Schritte an den langen Leinen machten, ohne dass die Führposition am Kopf eingreifen musste. Auch wenn es bis zum Anspannen noch ein langer Weg ist so haben wir doch eine erste gute Grundlage für die Arbeit mit unseren Tieren bekommen. Und bis wir uns in ein paar Monaten zum Fahrabzeichen wieder sehen, können wir mit unseren Tieren viel, viel üben…

 

 

Fotos von Heike Wulke und Katja Scherer

 

 

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