Der diesjährige Oktoberritt stand unter dem Motto „ Burgenritt".

Am Mittwochabend trafen sich neun Reiter mit zwei Begleithunden auf dem Rückerhof in Welschneudorf, einer Wanderreitstation, die einige von uns von früheren Ritten bereits in positiver Erinnerung hatten. So waren auch diesmal Pferde wie Reiter gut untergebracht.

Am Donnerstagmorgen (Abritt um 10Uhr nach einem gemütlichen Frühstück) führte uns der Weg bei kaltem aber trockenem Wetter Richtung Südwesten über die Lahn zur Burg Nassau. Dort konnten wir die Pferde in der Burg an einer soliden Anbindemöglichkeit, die extra für Pferde angebracht war, parken. Sie bestand aus einem langen dicken Drahtseil, das in Abständen an Halterungen in der Burgmauer befestigt war und mehrere Ringe aufwies. Nur hatten hier offensichtlich schon länger keine Pferde mehr gestanden, denn der schmale Burgweg war dicht mit Brenneseln und Brombeerranken zugewachsen. So mussten die Pferde sich gut benehmen, denn für neun Pferde im Gestrüpp wurde es eng. Umso gemütlicher war das Burgcafé. Auch erlaubte das klare Wetter eine gute Aussicht in die Ferne. Nachdem wir alle wieder aufgewärmt waren, ging es weiter Richtung Süden zu unseren nächsten Nachtquartier der Ponyhof Ludwig in Schweighausen. Kurz vor Ankunft stießen wir im Wald auf den Limes und konnten anhand der aufgestellten Informationstafeln unsere historischen Kenntnisse über die Römer auffrischen. Bei Familie Ludwig waren Pferde und Reiter ebenfalls gut versorgt. Das warme Abendessen verriet die sonst wohl eher jüngere Kundschaft (Schnitzel mit Pommes und Nudeln mit Tomatensauce), aber uns älteren hat es auch geschmeckt.

Am Freitag prophezeite der Wetterfrosch Regen, aber wir hatten Glück und konnten auf Regenschutz verzichten. Dafür wehte ein eisiger Wind, der uns am Naturdenkmal Heisebäumchen beinah zu Eisdenkmälern erfrieren ließ. Drum ritten wir zielstrebig unser nächstes Quartier an, das Hofgut Dachsborn, das vom Ponyhof in wenigen Stunden erreichbar war. Auf dem Weg dorthin verabschiedete sich einer der Begleithunde, zum Schreck der Reiter, weil ihm ein übermütiges Kaninchen direkt vor die Nase gelaufen war. Doch glücklicherweise war er nach kurzer Zeit wieder zurück. Eines jedoch hat mich an diesem Tag sehr beeindruckt: Auf unserem Weg im Wald stießen wir an einer Kreuzung auf einen dicken Baum an dem lauter Schuhe genagelt waren. Angeblich sollen sie Vögeln zum nisten dienen. Hm, ob sie den Käsegeruch von alten Schuhen mögen? Wer am Nachmittag trotz der Wetterlage noch weiter zur Burg Liebenstein reiten wollte, zog sich erstmal ein paar Schichten wärmer an. Die sechs Reiter, die sich nun aufmachten wurden ausgiebig belohnt. Auf der Burg war es beinah windstill. Wir konnten sogar in der Sonne mit Blick auf unsere angebundenen Pferde Kaffee und Kuchen genießen und ein lohnenswerten Blick auf den Rhein, auf die Nachbarburg Sterrenberg sowie auf Bad Salzig am gegenüber liegenden Ufer werfen. Am Abend erwartete uns ein mehrgängiges, hervorragendes Abendessen, das zum Geburtstag von Renate sehr willkommen war. In der Nacht kam schließlich der angekündigte Regen.

Am Samstag hatten wir uns vorgenommen, die Marksburg zu erklimmen. Der Tag empfing uns mit starkem Regen, der den ganzen Tag anhielt. Da half es auch nicht, etwas später los zu reiten. Ausgerechnet an diesem Tag stießen wir wiederholt auf Hindernisse. Mal lag ein dicker Baum auf unserem Weg, der nur überwunden werden konnte, nachdem Bernd ihn an einer Stelle mit viel Kraft und Geduld von einigen Ästen befreit hatte. An einer anderen Stelle war Elektrozaun im Zickzack durch ein Waldgebiet gezogen, der so dünn war, dass die Brillenträger unter den Reitern ihn wegen der beschlagenen Gläser nicht sehen konnten. So wurden die brillenlosen Mitreiter zu Lotzen. Und schließlich rutschte Kasper auf Moos bewachsenen Todholz aus und legte sich samt Reiterin auf die Seite. Glücklicherweis kam sie mit „nur" einem dicken Hämatom davon. Nachdem wir von den ersten zwei besichtigten Burgen so verwöhnt worden waren, hatte ich meine Ansprüche an die Marksburg wohl zu hoch gesteckt. Der Blick von Braubach auf die Burg war beeindruckend, aber die Burg war für die Bewirtung von Massentourismus hergerichtet und so fehlte ihr der Charme der anderen Burgen. Die Pferde konnten wir nur auf halber Höhe anbinden und die Aussicht war von Nebel und Regen getrübt. Kurz vor der Dunkelheit erreichten wir mehr oder weniger nass Hof Forstmühle im Mühltal bei Braubach. Wir waren sehr dankbar, dass unsere Gastgeber rührend um unser Wohl bemüht waren: Nasse Kleidung kam in den Trockner oder konnte aufgehängt werden, die Schuhe wurden mit ausreichend Zeitungspapier ausgestopft und es gab auch einen Föhn, mit dem Renate und Nayon die aufgeweichte Landkarte trocknen konnten. Nachdem unsere Pferde versorgt waren und uns auch noch genügend Zeit für eine heiße Dusche geblieben war, wurden wir auch hier mit einem sehr guten Essen verwöhnt.

Am Sonntag, an unserem letzten Reittag, machten wir uns auf, zum Rückerhof zurück zu reiten, wo die Hänger standen. Unsere Gastgeber meinten, dass man für die Strecke sechs bis acht Stunden rechnen müsste. Drum beschlossen wir, oh Schreck, schon um sieben Uhr zu frühstücken, denn manche von uns hatten noch zwei bis drei Stunden Hängerfahrt vor sich. Entsprechend waren wir sehr erstaunt als wir bereits nach viereinhalb Stunden unser Ziel erreichten. So blieb uns genügend Zeit, uns in aller Gemütlichkeit bei Speis und Trank über die gemeinsamen Erlebnisse auszutauschen und uns ausführlich zu verabschieden. Auch diesmal hat uns wieder der Ritt mit gut gelaunten Reitern und passenden Pferden viel Spaß gemacht. 

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