Der Landesvorstand sendet den nachstehend abgedruckten Brief an unseren Ministerpräsidenten und die Landes-Umweltministerin:

 

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Laschet,

sehr geehrte Frau Ministerin Heinen-Esser,

sehr geehrte Damen und Herren,          

Freizeit -und Wanderreiten verbindet Lebensfreude und sportliche Betätigung in der Natur mit nachhaltigem Tourismus –auch in Zeiten der Corona-Epidemie.

Die Vereinigung der Freizeitreiter in Deutschland vertritt als gemeinnütziger Pferdeverband alle privaten Pferdehalter, die ihr Hobby nicht in erster Linie als „Reitsport“ betrachten. Wir sehen darin eine Lebensaufgabe, die unsere Liebe zum Pferd / Esel / Muli mit Tier und Naturschutz, artgerechter ökologischer Weidewirtschaft, sanftem Tourismus sowie immerwährender Ausbildung für pferdegerechtes, auf Natur und andere Erholungssuchende rücksichtnehmendes Reiten und Kutschfahren verbindet. Wirtschaftliche Interessen stehen dabei im Hintergrund, wenngleich unsere Ausbilder selbstverständlich auf Einnahmen angewiesen sind.

Wir schätzen, dass von den ca. 1,5 Mio. Pferden in Deutschland mindestens die Hälfte VFD-konform gehalten wird und nicht in großen Reitsportanlagen untergebracht ist.

Auch unsere Mitglieder sind in vielem von den Auswirkungen der Corona-bedingten Einschränkungen betroffen. Wir möchten Ihnen dazu Informationen übermitteln und Lösungsvorschläge aufzeigen:

  1. Ausreiten

Wo ist man sicherer vor einer Ansteckung als auf einem Pferdrücken mitten im Wald? Was stärkt das Immunsystem und die Psyche besser als ein Ausritt mit dem Partner Pferd? Dennoch hören wir immer wieder Empfehlungen, das Ausreiten besser zu unterlassen. In einigen Bundesländern (u.a. Bayern, Rheinland-Pfalz) wurde es bereits ausdrücklich erlaubt, was wir sehr begrüßen.

In NRW bewegen wir uns immer noch in einer Grauzone, da die Leitlinien des MULNV das „Bewegen des Pferdes“ nur unter bestimmten Bedingungen ermöglichen. Dabei wird vermutlich davon ausgegangen, dass das Reiten auf „Sportanlagen“ stattfindet. Wahrscheinlich haben alle Beteiligten dabei das Bild eines großen Reitvereins vor Augen, in dem die Pferde in langen Boxenreihen untergebracht sind. Unsere Mitglieder halten ihre Pferde in der Regel artgerecht in kleinen Offenställen und Haltergemeinschaften, in denen übrigens sehr oft ökologische Weidewirtschaft betrieben wird. Insofern ist das Ansteckungsrisiko minimal.

Bitte bestätigen Sie uns, dass Ausreiten auch in NRW erlaubt und ausdrücklich erwünscht ist.

  1. Training und Ausbildung

Als Fachverband der Gelände -und Wanderreiter mit spezieller Ausbildung für das freizeitmäßige, pferdegerechte Reiten haben wir in unseren Reihen viele selbständige Trainer, Übungsleiter und kleine Reitbetriebe. Durch die derzeitigen Corona-bedingten Einschränkungen stehen viele dieser Trainer Betriebe vor dem wirtschaftlichen Aus.

Sie könnten unterstützt werden, wenn im Zuge von Lockerungen beispielsweise Einzelunterricht oder Training in Kleingruppen ausdrücklich erlaubt werden würde. In der Regel findet solcher Unterricht im Freien auf großen Plätzen (20 m x 40 m) oder sogar im Gelände statt. Trainer und Schüler halten den notwendigen Mindestabstand schon dadurch ein, dass der Schüler auf seinem Pferd sitzt und der Trainer entweder am Rand bzw. in der Mitte des Platzes steht oder den Schüler auf einem weiteren Pferd begleitet.

Auch Seminare oder theoretischer Unterricht sollte u.E. wieder erlaubt werden, wenn die gebotenen Hygienemaßnahmen und ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden kann.

Wir bitten Sie diesen Fall zu prüfen und wohlwollend zu behandeln, so dass unsere Trainer und Betriebe vor der Insolvenz gerettet werden können.

  1. Nachhaltiger Tourismus

Wanderreiten ist untrennbar mit dem ländlichen nachhaltigen Tourismus verwurzelt. Wanderreiter sind gern gesehene Gäste in privaten Wanderreitstationen, in Hotels und Pensionen auf dem Land sowie auf Ferien-Betrieben. Landwirtschaft und Tourismus bilden in vielen Betrieben Synergien, vor allem aber bieten touristische Angebote für landwirtschaftliche Betriebe eine überlebenswichtige Einkommensalternative. Nicht zu unterschätzen ist auch die enorme Wirtschaftskraft des Landtourismus, der einen unverzichtbaren Beitrag für die Infrastruktur unseres Bundeslandes leistet.

Die Dynamik der aktuellen Corona-Krise in Deutschland hat viele dieser kleinen und mittelständigen Betriebe eiskalt erwischt -viele von ihnen bangen um ihre Existenz.

Um unseren Wanderreitstationen zu helfen, bitten wir Sie dringlich, sofortige Regelungen einzuleiten, um die akute Situation zu entschärfen. Helfen Sie uns bitte bei:

  1. dem Aussetzen oder der Übernahme der Zahlungen aus staatlichen Mitteln, der Alterskasse für landwirtschaftliche Betriebe über einen festgelegten Zeitraum,
  2. finanziellen Soforthilfen für alle landwirtschaftlichen Betriebe mit Einkommensalternativen
  3. und dem Aussetzen oder der deutlichen Drosselung von Betriebskrediten auf einen angemessenen, befristeten Zeitraum.

Viele diese Betriebe sind Arbeitgeber, Gastgeber, Unternehmer und Wirtschaftsmotoren -sie tragen unser Land Nordrhein – Westfalen.

Wir bitten Sie um schnellstmögliche und unbürokratische Hilfen, die die Existenz dieser Betriebe über die schwere Zeit sichert.

Mit freundlichen Grüßen,

Helmut Klebach

  1. Vorsitzender der Vereinigung der Freizeitreiter in Deutschland, Landesverbandes NRW

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