Nach mehreren Monaten der Planung und vielen Wochen Training ging es am 10. April in Richtung Südheide. Wir durften netterweise unser Gespann wieder übers Wochenende auf dem Engelhof in Gerdehaus parken. Dort angekommen hieß es Pferd und Fahrrad startklar machen, denn mein 11jähriger Sohn Mika wollte mich auf dem Ritt zum silbernen VFD-Leistungsabzeichen begleiten.

Die Anforderungen für das Leistungsabzeichen Silber sind in drei Tagen 100 km zu reiten.

Wochen vor dem Ritt verbrachte ich stundenlang damit die Strecke zu Hause am Computer zu planen, Kilometer zu berechnen und Quartiere zu suchen. Die Distanz zwischen den Unterkünften musste die richtige Länge haben, die Vierbeinige wünschte keine Box, sondern einen Offenstall oder Auslauf und wir wollten natürlich das „Rundumsorglospaket“ buchen, damit wir nicht alles mitnehmen mussten.

Wir starteten bei schönstem Sonnenschein gegen 12 Uhr über den Hausselberg in Richtung Weesen. Das Pony trabte mit Packtaschen beladen munter hinter dem Fahrrad her, Mika hielt stolz das GPS zum Kilometer aufzeichnen in der Hand. Wir beide, mit Karte und Kompass ausgestattet, besprachen uns regelmäßig über den Streckenverlauf.

Hinter Weesen kreuzten wir die Bundesstraße, querten eine Heidelandschaft auf ausgeschilderten Reitwegen und schlugen dann den Weg zur Fuhrmanns-Schänke ein. Nach einer weiteren Straßenüberquerung war es nicht mehr weit dorthin und wir konnten bei Kuchen und Tee sowie Eis und Cola Pause machen. Das Binchen durfte derweil grasen.

Dann ging es weiter Richtung Starkshorn. Da der Weg recht steil und sandig war, schoben, bzw. führten wir bis zur nächsten Kreuzung. Der nächste Weg war fein geschottert und Mika war nun Wege technisch im Vorteil. Nach der nächsten Straßenüberquerung war Dalle, unser Ziel für diesen Tag, schon ausgeschildert. Wir vertrauten auf die Beschilderung, obwohl mir die Kilometerangaben sehr gering vorkamen. Ich sagte sogar noch: “Hoffentlich haben sie die Kilometer nicht über die abgerissene Brücke gemessen....“

Wie sollte es anders sein, wenn man zu faul ist auf die Karte zu gucken, nach einigen sehr schönen Waldwegen standen wir an der ICE-Trasse...vor der abgerissenen Brücke.....

Nun kam auch schon der erste Zug angerast....vor zwei Jahren sprang das Binchen bei diesem Anblick panisch in den Wald.....also Zügel annehmen, Schenkel ran und....es passierte nichts, Bambina stand da und guckte sich ganz entspannt den Zug an....

Nun mussten wir ein paar Kilometer an der Trasse entlang um zur Unterführung zu gelangen. In dieser Zeit kamen an die 15 Züge vorbei und das Pony blieb megacool!

Nach der Unterführung ging es noch ein paar Kilometer durch den Wald, vorbei an der Thielemanns Eiche, dann erreichten wir gegen 18 Uhr und 36,1 Tageskilometern unser heutiges Quartier, den Traumzeithof von Christine und Jürgen Reimer in Dalle.

Bambina bekam nach einer Dusche ein großes Paddock und einen ganzen! Ballen Heu. (Der Traum eines jeden EMS-Pferds—ohne engmaschiges Heunetz!)

Wir bezogen unser Zimmer und duschten erst mal den Staub des Tages ab.

Am Abend bekochte uns der Hausherr und es gab noch einen Film über eine Reise mit der Europakutsche, die auf dem Traumzeithof zu Hause ist, zu sehen.

Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, machten wir uns auf in Richtung Stadensen. Das Pony trabte wieder munter hinter „seinem“ Fahrrad her. Da plötzlich, Wolfsspuren auf dem Weg. Natürlich mussten diese fotografisch festgehalten werden eh es weitergehen konnte. Die Strecke führte heute fast nur durch die weiten Wälder der Südheide. Einige Bundesstraßen mussten wir queren, an einer Stelle verloren wir den Überblick. Mika fand aber anhand von Karte, Kompass und genauer Beobachtung der Strecke unsere Position schnell wieder.

Begegnet sind wir niemanden, naja doch, einem „netten“ Herrn, der uns aus „seinem“ Wald vertreiben wollte.....aber wir ritten rechtens auf einem zweispurigen Fahrweg, nirgends ein Reitverbotsschild, keine Zäune, keine Privatwegschilder, also alles in Ordnung! Mika war jedoch sehr verängstigt von dem schreienden Männlein!

Nach 4,5 Stunden und 30 Tageskilometern erreichten wir Kallenbrock und den Rottannenhof.

Bambina bekam eine Box mit Weide und Heu zur freien Verfügung. Die Nachbarn, Islandpferde, Ziegen und Schafe, gesellten sich nah an den Zaun, um ihr Gesellschaft zu leisten.

Anne und Jürgen Remensperger, die Inhaber der Reiterstation Rottannenhof, überraschten uns mit Kuchen, Tee und Kakao. Nach dem wir uns gestärkt hatten, bezogen wir eine geräumige Ferienwohnung. Abends wurden wir bekocht und es folgten sehr nette Gespräche über das Wanderreiten. Abschließend wurde noch die Wegstrecke für den Folgetag besprochen und von Anne für gut und reitbar befunden.

Am Morgen frühstückten Anne und Jürgen im Speiseraum der Wanderreitstation mit uns, danach hieß es Abschied nehmen von neu gewonnen Freunden.

Die ersten Kilometer führten über Feldwege. Im Wald angekommen, wir konnten die Bundesstraße schon hören, war plötzlich ein Zaun im Weg. Ich parkte Mika mitten im Wald und ritt den Weg am Zaun entlang, erst in die eine Richtung, dann in die andere. Sackgasse....

Aber es fand sich eine passable Lösung und wir kamen auf einem Weg, der uns an die Stelle der Bundesstraße führte, wo die Überquerung geplant war, um weiter nach Hösseringen zu reiten.

Nun ging es mal bergauf, mal bergab. Der Wind kam an diesem Tag die ganze Zeit vorn vorne, was mit der Zeit zu laufenden Nasen und aufgesprungenen Lippen führte.

In Hösseringen trafen wir am Dorfteich auf Modellbootfahrer. Die schnellen Speedboote brachten Bina etwas aus der Fassung. Ich führte sie deshalb durch den Dorfkern. Wir bogen Richtung Museumsdorf ab, hielten uns dann aber rechts von diesem, um südlich von Unterlüß wieder die ICE-Trassenunterführung zu durchqueren.

Nach einiger Zeit störte unsere Route eine massive Kiefer, die quer über dem Weg lag und uns zum umkehren zwang. Da es in dem Gebiet viele Wege gab, war der Umweg nur einige hundert Meter lang.

Nach der nächsten und letzten Straßenüberquerung ging es sehr flott in Richtung Neuoher Heide. Aufgrund von Reitverbotsschildern kamen wir in dem Heidegebiet in die falsche Richtung, dann war der Weg plötzlich zu Ende. Wieder umdrehen. Dieses Mal nahmen wir die TrackApp des Smartphones zur Orientierung zur Hilfe, trotzdem brauchten wir 45 Minuten um aus der Heide heraus zu finden und die letzten 2 km unseres Abenteuers in Angriff nehmen zu können.

Nach 6,5 Stunden an diesem Tag und insgesamt 106,5 km erreichten wir glücklich und gesund Gerdehaus.

Mein besonderer Dank gilt den beiden VFD Wanderreitstationen, die keine Wünsche offen ließen, meinem Sohn Mika, dem weltbesten Kartenleser, der mit seinen 11 Jahren das „Abenteuer“ durchgezogen hat und dem weltbesten Pony Chica Bambina Espanola!

Fotos und Text: Annette Höpken

 

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