An unserem ersten Stammtisch nach der Sommerpause wurden wir von Verena und Katharina auf ihre ganz besondere Reise mitgenommen, die sie 2021 zusammen mit ihren Pferden gemacht hatten.
2020 hatten beide ihren ersten autarken Wanderritt in Brandenburg unternommen. Ein Jahr später wollten sie wieder losziehen, doch wo sollte es nun hingehen? - "Komm wir reiten ans Meer", schlug Katharina vor, ein Traum von ihr, der plötzlich gar nicht mehr so weit weg schien.
Die Ostsee sollte es sein - von Braunschweig bis an die Wismarer Bucht. Dort buchten sie für fünf Tage eine schöne Ferienwohnung. Ein Wohlfühlort sollte es sein, für sich, die Pferde und ihre Familie, die sie am Ende der Reise abholen wollte. Fünf Tage auch, um keinen Zeitdruck zu bekommen, irgendwann in dem Zeitfenster wollten sie ankommen.
Von Braunschweig bis zum Ziel zogen sie eine Linie auf der Karte. Dies sollte als groben Anhalt dienen. Die ersten Stationen hatten sie grob im Blick, aber danach wollten sie von Tag zu Tag schauen. Nur ein Zwischenpunkt etwa auf der Hälfte der Strecke stand schon fest. Die Fähre mit der sie die Elbe überqueren wollten, auch ein Abenteuer, auf das sie drauf zu ritten.
"Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt."
Und so zogen sie einfach los, mit dem Ziel im Blick und Freunden und dem VFD Netzwerk in der Hinterhand. So fanden sie unterwegs ganz einfach Stationen und wurden in den Pausen zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Auch durch die große VFD Gemeinschaft kam es so zu vielen netten Begegnungen und tollen Gesprächen.
Und Pausen waren wichtig, sich Zeit nehmen und zur Ruhe kommen. Ihre Pferde ließen sie alle zwei Stunden grasen und mittags banden sie sie zum Ausruhen an. So konnten auch sie sich auf ihren Ponchos kurz hinlegen.
Natürlich gab es auch mal Regen, aber der kann einen richtigen Wanderreiten nicht erschrecken. Schön sei eigentlich nur, wenn man im Trockenen die Pferde packen kann.
Vor der Elbüberquerung hatten sie einen Pausentag eingeplant. Den Pferden ging es so gut auf der großen Weide der Wanderreitstation, dass sie statt eines gemütlichen Ausrittes sich diesmal auf den Drahtesel schwangen und zum Elbdorado fuhren. Von dort konnten sie schon mal den Fluss beobachten, den sie am nächsten Tag überqueren wollten.
Viel Kopfkino ging mit dieser Fährüberfahrt einher, denn insbesondere Verenas Stute hat vorne zwei Eisen. Zur Sicherheit wurden die Eisen mit dem extra mitgeführten Panzertape umwickelt.
Aber ... alles war ganz unspektakulär. Nur ein weiteres Auto war mit auf der Fähre. Die Pferde waren ganz ruhig und zum Erstaunen des Kapitäns äppelten sie noch nicht mal aufs Deck.
Unspektakulär war auch die Stationensuche bis dahin. Sie waren immer zur nächsten Station durchgereicht worden und hatten bereits am Vorabend was gefunden.
Aber sie wollten sich nach dem Abenteuer Elbüberquerung nun auch dem Abenteuer der spontanen Übernachtungssuche stellen. Für Katharina war das was ungewohntes, sie plant sonst gerne alles. Nun hatten sie vereinbart, nicht vor 14 Uhr nach einer Übernachtungsmöglichkeit Ausschau zu halten. Bei der Durchquerung des Wendlandes hatte es noch viele Höfe gegeben. Scheinbar an jeder Ecke hätten sie einen Schlafplatz gefunden, doch nun waren sie in Mecklenburg-Vorpommern und plötzlich schien es kaum noch Möglichkeiten zu geben.
Durch Zufall stellten sie dann aber in einem Hinterhof einen festen Zaun fest, der nach einem alten Offenstall aussah und die Besitzerin freute sich ganz herzlich, endlich wieder Pferde im Stall stehen zu haben. Eine ganz besondere Unterbringung war auch noch in einem zum Hotel umgebauten Schloss.
Doch auch ein Wanderritt hat nicht nur wunderbare Seiten. So mussten die beiden feststellen, dass der 12. Tag dann ein Griff ins Klo werden sollte. Viele Straßen, Ampeln, noch mehr Straßen, jede Menge Verkehr und dann auch noch 28 km und keine Möglichkeit mal zu traben.
Wie gut ist es doch, wenn zumindest der Abend dann für alles entschädigt und sie die Nacht auf einem wunderbaren Schutzhof verbringen durften. Wichtigste Erkenntnis der Nacht - auch Hühner können schnarchen.
Und dann waren sie da, ihrem Ziel - der Ostsee. Welches Glück, wenn dieser wunderbare Moment von einer guten Freundin, die zufällig Fotografin ist, festgehalten wird.
So konnten sie sich auf den Moment konzentrieren, ihn genießen, dankbar sein für die gemeinsame Zeit, ankommen und zusammen aufs Meer schauen.
Und wie schön, wenn man dies alles mit einer Freundin erleben konnte und beide gaben mit einem Augenzwinkern an, auch immer noch befreundet zu sein.
Es war ein sehr schöner Abend und man hatte das Gefühl noch einmal mit den beiden auf der Reise gewesen zu sein.