Meiner Meinung nach ist die Prüfung zum VFD Wanderreiter der wichtigste Ausbildungsweg in der VFD. Das Wanderreiten ist eines der Kernziele der VFD und eine wunderbar entschleunigende Art die Welt zu erobern.

Ich habe auch festgestellt, dass nichts Pferd und Reiter so eng zusammenschweißt, als die gemeinsamen Abenteuer in unbekanntem Gelände und Übernachtung in fremder Umgebung.

Seit ein paar Jahren bin ich regelmäßig mit meinem Pferd und meinem Hund auf Wanderritten unterwegs. Trotzdem habe ich mich dazu entschlossen in diesem Jahr an dem VFD Wanderreiterlehrgang zu teilzunehmen.

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Über die Jahre habe ich festgestellt, dass es immer was zu optimieren gibt und der Austausch mit anderen hierbei enorm hilft. Für mich persönlich soll die Ausbildung danach auch noch weitergehen zum Wanderrittführer, um später vielleicht Wanderreitern die Freude am Wanderreiten und schöne Landschaften näher zu bringen.

Die Ausbildung zum Wanderreiter ist immer mit einem etwas „mehr“ an Aufwand verbunden, als z.B der VFD Geländereiter, der als Vorleistung zunächst absolviert werden muss.

Teil des Ausbildungslehrplanes sind natürlich zum einen die Theorie und praktische Stunden in Form eines Übungsrittes. Darüber hinaus müssen aber auch ein mindestens zweitägiger Lehrwanderritt mit dem Ausbilder oder alternativ zwei mehrtägige Wanderritte mit einem geprüften Wanderrittführer absolviert werden.

Dies gilt natürlich auch entsprechend zu organisieren. Das tolle ist aber, dass man bei diesen Wanderritten auch gleichzeitig wunderschöne Urlaube erlebt und einen reichen Erfahrungsschatz ansammelt.

In 2018 wurde nun ein Lehrgang vom VFD Bezirksverband Oldenburg organisiert mit der Ausbilderin Corina Mehrens. Im Februar trafen wir uns mit insgesamt fünf Teilnehmer in Huntlosen zum Theoriewochenende.

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Hier wurden natürlich die Inhalte vom Geländereiterkurs noch mal aufgegriffen, aber nun wurde alles unter dem Aspekt eines mehrtägigen Wanderrittes betrachtet. Gerade den Reiz des Wanderreitens macht es natürlich auch aus ohne Trossfahrzeug unterwegs zu sein und daher erforderliche Sachen am Pferd mitzuführen. Wie bringe ich also das Gepäck am Pferd an? Welche Ausrüstung eignet sich am besten? Was sollte ich mindestens mitführen? Wo kann ich Gewicht reduzieren? – diese Fragen waren ein großes Thema.

Da jeder schon seine eigenen Erfahrungen gemacht hatte war es spannend zu sehen, als jeder seine Ausrüstung und Packlisten vorstellte.

Aber an ein Wanderreitpferd sind auch andere und weitfassendere Anforderungen gestellt, als wenn ich nur einen kurzen Tagesausritt mache. In einem kleinen Fragebogen konnten wir herausfinden, in wie weit unser eigenes Pferd als Wanderreitpferd geeignet ist. Ein großes Problem vieler Pferd ist sicherlich die ständig wechselnde Übernachtung und unterschiedliches Futter und Wasser zu bekommen. Doch auch dies lässt sich trainieren.

Ein wichtiger Teil des Wanderreitens ist die Orientierung im Gelände – Karte, aber welche? Oder doch ein GPS Gerät? Wie lese ich den Kompass?comp IMG 0309

Mit verschiedenen Geräten begaben wir uns daher auf einen kleinen Spaziergang, um die Orientierung gleich noch mal praktisch zu üben. Nichts kann schlimmer werden, als sich in unbekanntem Gelände zu verreiten und gleich noch mal 5 km länger unterwegs zu sein. Aber ich muss auch Alternativen finden können, wenn der von mir vorher gewählte Weg plötzlich nicht passierbar ist, was bei bester Planung immer mal passieren kann.

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Zu dritt trafen wir uns dann am Pfingstsonntag mit unserer Ausbilderin zum Übungsritt. Was wir theoretisch gelernt hatten wurde nun praktisch ausprobiert. Corina schaute sich unsere Ausrüstung am Pferd an und gab Tipps, wo man noch Gewicht sparen oder auch umpacken sollte, damit das Gewicht gleichmäßig verteilt ist. Wichtig beim Thema Unfallverhütung – auch unter dem schicken Westernhut steckte eine Helmschale.

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Nach Erhalt der Kursbescheinigung wollten Jörg und ich nun auch die Prüfung anstreben. Ein Termin wurde im September gefunden. Da es kaum Prüfer für Wanderreiter in Niedersachsen gibt, kam für uns Gaby Schwerter mit ihrer Schwarzwälderstute aus Wuppertal angereist.

Bei der Prüfung gilt es einen zweitägigen Ritt zu absolvieren mit komplettem Gepäck, ausgerüstet, um auch eine Nacht im Heulager verbringen zu können. Wir hatten als Mindestausrüstung eine Decke, Erste-Hilfe-Set, Halfter mit Führstrick, Hufkratzer, einen Schlafsack/Luftmatratze, Karte der Prüfungsstrecke, Kompass, Hygieneartikel, witterungsangepasste Kleidung und auch Wechselkleidung, Putzzeug, Taschenmesser, Material für Notreparaturen, Taschenlampe und Beleuchtung für Reiten bei Dunkelheit mitzunehmen. Da meine Stute vorne mit Duplos beschlagen ist, musste ich noch Notbeschlagswerkzeug mitführen.

Als Beispiel habe ich hier mal grob aufgeführt, was meine Stute so an Gepäck tragen musste.comp IMG 1384

Um es gewichtsmäßig optimal zu verteilen hatte ich mein Gepäck zuvor meist einzeln oder in praktischen Gruppen, wie Zahnbürste/Zahnpaste, in Gefrierbeuteln unterschiedlicher Größen verpackt, abgewogen und mit Inhalt und Gewicht beschriftet. Anschließend ging es dann daran die Packtaschen organisatorisch logisch, als auch gewichtsmäßig optimal zu packen.

In meinen Vorderpacktaschen habe ich mein Werkzeug (Nietklinge, Zange, Hammer, Raspel, Tachenmesser und noch einiges mehr an Kleinkram) und Material für Reparaturen z.B. der Trense und der Hufschuhe, Stiefellampe, zusätzliches Erste-Hilfe-Material, Essen und Getränke für mich und etwas Kraftfutter fürs Pferd. Zusätzlich ist vorne am Sattel noch der Regenmantel angebracht.

Die beiden hinteren Packtaschen sind mit meinen persönlichen Sachen, wie Wechselwäsche, Hygieneartikeln, Schlafsack, Isomatte, Aufladekabel, aber auch dem Equidenpass und einem Ersatzduplo gefüllt. Hinten am Sattel war noch eine Nierenabschwitzdecke, so wie Regenjacke und eine Fliesjacke befestigt. Außen ist an einer noch ein Falteimer angebracht.

In einer Bauchtasche ist dann noch Handy, Perso, Geld, Notfallnummern, Taschentücher, Kamera und am Gürtel befestigt ein Messer für den schnellen Zugriff und ein Erste-Hilfe-Paket mit dem wichtigsten, wie Druckverband, Rettungsdecke usw.

Unser Prüfungsritt führte uns von einem Wanderparkplatz, wo wir die Hänger abstellten, zum Reiterhof Pueblo-Lindo von Susanne Gläßer.comp IMG 1426

Wir ritten zu dritt, Jörg und ich und die Prüferin Gaby. Corina begleitete uns als Ausbilderin auf ihrem Drahtesel. Unterwegs merkte man gar nicht, dass wir in einer Prüfung waren. Doch Gaby passte sehr genau auf. Wie war das Gepäck angebracht? Wie orientierten wir uns anhand der Karte im Gelände? Was suchten wir für Pausenplätze aus? Bestes Wetter hatten wir auch noch und auf den langen Sandwegen zwischendurch konnten wir die Pferde schön traben lassen. Selbst am zweiten Tag im Galopp zeigte sich wie sicher das Gepäck angebracht war, da schlackerte nichts.

Im Quartier wurden unsere Pferde und wir bestens versorgt. Vor dem Abendessen stand die theoretische Prüfung an und es galt noch ein Hufeisen mit dem mitgeführten Werkzeug von einem Holzstumpf abzunehmen.

Für mich galt es am Abend dann noch meine Hufschuhe zu reparieren. Nach der letzten Trabstrecke hatte ich festgestellt, dass eine Schraube zwischen Schuh und Gamasche fehlte. Er hielt noch am Huf, aber für den nächsten Tag musste er wieder festsitzen. Aber für diese Augenblicke lebt man ja auch als Wanderreiter, endlich lernt man richtig zu schätzen, warum man dies ganze Werkzeug und Ersatzteile mitschleppt. So ließ sich der Hufschuh ganz schnell mit einer neuen Schraube und einem Minischraubendreher wieder reparieren.

Am nächsten Tag ging es dann nach einem leckeren Frühstück auf einem anderen von uns diesmal gestaltetem Weg zurück zum Wanderparkplatz.

comp IMG 1445Hier wurde uns dann von Gaby die bestandene Prüfung bescheinigt 😊 und wir können gestärkt in die Planung der nächsten Wanderritte gehen, es gibt schließlich noch viel zu entdecken.

Bedanken möchte ich mich bei meiner Ausbilderin Corina Mehrens und der Prüferin Gaby Schwerter und bei meinen super tollen Mitstreitern.

Ein ganz besonderer Dank gilt noch der Uelzener Versicherung. Der Lehrgang wurde durch sie mit einem Geldbetrag gesponsert, so dass die Kursgebühren deutlich reduziert werden konnten.

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