VFD-Mitglied Claus Penquitt hat unsere Fragen beantwortet. Für die große Jubiläumsfeier in Reken im nächsten Jahr haben er und seine Tochter Natalie bereits ihr Kommen zugesagt. Claus, was verbindet Dich mit der VFD und dem Freizeit- und Geländereiten und/oder  -fahren?

Nach jahrelangem begeistertem, unbehindertem, aber stets diszipliniertem Reiten im Gelände, tauchten plötzlich wie Pilze Reitverbotsschilder auf. Sie wurden ständig mehr und allzu oft in verwirrender Wahllosigkeit aufgestellt. Oftmals kam man sich wie in einem Irrgarten vor. So stand man vor gesperrten Wegen, in die man aber von der entgegengesetzten Seite kommend, unbehindert einreiten konnte. Jäger oder Forstbeamte und speziell eingestellte Personen standen oftmals mit grimmiger Miene breitbeinig auf Wegen und beschimpften mich und meine Begleiter. Aber auch von Landwirten wurden ich und mein artig gehendes Pferd von ihren Treckern als verhasster Reiter gejagt. Einzelfälle? Sicherlich wohl kaum. Aus und vorbei das stille Bummeln mit dem Pferd durch herrliche Wälder, das Beobachten von Flora und Fauna und, und, und ...

Das alles ist schon lange her. Eine Wende, die dem Freizeitreiter ein erträgliches Maß an Freiheit für das Reiten im Gelände brachte, ist einzig und allein den zähen und unermüdlichen Bemühungen der VFD zu verdanken. Insbesondere dafür auf diesem Wege nochmals einen großen Dank an die VFD!

Aus welchen Gründen bist Du persönlich der VFD verbunden?

Das ist eigentlich eine lange Geschichte. Aber auch eine Kurzfassung, die fast mit seinem Ende beginnt, kann genügend erklären. -  Es war auf einer Equitana, der Weltpferdemesse in Essen, als mich die VFD für meine Verdienste, wie man sagte, um das Freizeitreiten, zum Ehrenmitglied der VFD körte. Aber warum gerade ich, ging es mir so durch den Kopf? Etwa weil mich leider die Pferdepresse zum „Freizeitreiter-Papst“ ernannt hatte? Wohl kaum. So kam ich ins Grübeln und blendete zurück, denn mit meiner Reitausbildung, die ich unmittelbar nach dem Kriege absolvierte, begann bei mir ein Umdenken in Sachen Reiten. Diese Reitausbildung war nach meinem Dafürhalten so pferdefeindlich, dass ich beschloss, mich nach Ausbildungsschluss nie mehr auf ein Pferd zu setzen.

Irgendwann meinte ich aber dann, man könnte doch ohne weiteres auch pferdefreundlicher, also anders reiten, als das mir vermittelte Reiten. Es sollte nach einer anderen Philosophie, so nach dem Motto: „Mit Pferden denken – Pferde lenken“ geritten werden und ferner bei aller wohlüberlegten Präzision Lockerheit, Leichtigkeit und Fröhlichkeit ausstrahlen. Und so entwickelte ich eine Reitlehre speziell für das Freizeitreiten. Dies hieß, frei vom fest vorgeschriebenen Reglement des konventionellen Reitens, das, wie ich meinte, Auswüchse in vielfältiger Art ermöglichte, vor allem solche, die durch missverständliche Vermittlung durch die Lehrkräfte an arglose Schüler entstanden. Es mag einiges besser geworden sein, aber dafür haben wir jetzt die Rollkur. Und geblieben sind so zum Beispiel allzu häufig ständiger zu starker und als normal empfundener Zug an den Zügeln, so auch ständiger körperlicher Druck des Reitenden beim Einsatz der oftmals sehr fraglichen „Hilfengebungen“. Das und vieles mehr machten das damals gelehrte Reiten für den Reiter zum Kraft-“sport“ und für das Pferd zum Wehr-“sport“. Hinzu kamen dann noch auf das Pferd druckverstärkende Hilfszügel und andere Druckmittel, die auch heute noch leider sehr gefragt sind. Hiergegen musste etwas getan werden!

So begann ich vor über zwei Jahrzehnten mit Vorführungen, in denen ich zeigen konnte, dass Reiten auch mit nur kaum merklichen Hilfen möglich war, bei dem mein Pferd völlig ohne Zaumzeug oder andere Hilfsmittel, Zirkel, Volten, fliegende Wechsel, Seitengänge und Stopps aus vollem Galopp ausführte, um anschließend ohne sichtliche Einwirkungen zehn und mehr Schritte rückwärts zu gehen.

Dies alles und vieles mehr sprach sich schnell herum. Wohlgemerkt, diese Vorführungen wurden ohne Zaumzeug oder sonstige Hilfsmittel, und mehr mit gedachten als getanen Hilfen durchgeführt. Auch galoppierte mein Pferd mit mir mit Bravour, durch ein mit einer Papierwand verschlossenes Tor so, dass die Fetzen flogen. Aber auch als Schlussbild der reiterlichen Vorführungen anlässlich des alljährlich stattfindenden Lichterfestes in den hannoverschen Herrenhäuser Schlossgärten und als Einleitung eines Superfeuerwerks, hatte ich mit meinem Pferd eine eigene Feuerwerksshow auf dem Schlossplatz. Hier waren auf einer gedachten Mittellinie für uns anstatt der üblichen Pylonen im Abstand von zehn Schritten kleine Feuerwerkspyramiden aufgestellt. Diese spieen dann etwa acht Meter hohe Goldregenfontänen in den Nachthimmel. Mein Shagya-Araber fand dies offensichtlich wunderschön, denn er zog relativ gelassen (im Gegensatz zu mir) ohne sichtbare Hilfen um jeden dieser feuerspeienden Vulkane Volte für Volte. Anwesende Pressevertreter fanden die Vorführung einmalig sensationell und lobten mein Pferd als Weltklasse.

Nun noch etwas Wichtiges. All diese Schilderungen sollen nicht mir als Lobhudelei in eigener Sache dienen. Sie sollten vielmehr aufzeigen, dass ein unumstößliches Gesetz für jegliches Reiten, eine intelligente intensive Gymnastizierung des Pferdes und die Schulung seiner Psyche ist. Diese meine Bemühungen waren auch der VFD irgendwann nicht verborgen geblieben und so kam es zu engeren Kontakten zwischen der VFD und mir.

Claus, was denkst Du, in welchen Bereichen können wir – die VFD - uns gemeinsam künftig noch stärker einsetzen?

Da könnte einiges getan werden. Vor allem in Sachen Ausbildung des Freizeitpferdes und des Freizeitreiters. Die immer noch weit verbreitete Meinung ist, dass zum Freizeitreiten lediglich das „Geradeaus“-Reiten-Können genügt. Die vielen Reitunfälle im Gelände sprechen dagegen, so auch die von den Tierärzten beklagten vielen Lahmheiten und dergleichen mehr. Hier könnte die VFD viel Aufklärung leisten. So zum Beispiel in Wort und Bild konkret für die Gymnastizierung der Freizeitpferdeschulung in Fortsetzungen werben. Welche Vorteile dies den Freizeitreitern bringen könnte, geht aus meiner Beantwortung der vorstehenden Fragen hervor.

Wenn Du etwas rund um die Pferdehaltung und das Reiten/Fahren wünschen könntest,  was wäre das?

Ich wünschte mir mehr Wissen der Freizeitreiter im Umgang mit ihren Pferden. Hierzu sollte die VFD sich noch mehr und im Besonderen verdient machen. Im Übrigen geht weiteres aus den bereits beantworteten Fragen hervor.

Und sicher wünscht Du der VFD auch etwas für die Zukunft?

Natürlich wünsche ich der VFD gemäß ihrer großen Bedeutung für das Freizeitreiten, dass sie in Zukunft weiterhin entsprechend gewürdigt wird. Dabei denke ich auch an neue konkrete Aktivitäten wie zum Beispiel die Fortbildung der Mitglieder in Sachen eines anspruchsvollen Freizeitreitens. Das, wie bereits gesagt, bei aller Präzision Lockerheit, Leichtigkeit und Fröhlichkeit ausstrahlen soll. So meine ich, werden sich noch mehr Freizeitreiter für eine Mitgliedschaft werben lassen. Hinzu kommt, dass der Interessenverband für das konventionelle Turnierreiten sich sehr bemüht, die Freizeitreiter als Breitensportler, so werden sie dort bezeichnet, in ihren Verband einzugliedern.

Claus Penquitt

Werbung