Die Bedeutung von Pferden als Weidetiere sowie des Weidegangs als Möglichkeit zur freien Bewegung und artgerechten Haltung steigt kontinuierlich. Die Uni Göttingen Abteilung Graslandwissenschaft führte eine Studie als Citizen Science Projekt zur Untersuchung des Bewegungsverhaltens von Pferden auf der Weide durch. Als Umweltreferentin der VFD war es mir eine Ehre an der Studie teilzunehmen. 

Pferde gewinnen als Weidetiere für die Bewirtschaftung und den funktionalen Erhalt des Grünlands insbesondere in ballungsraumnahen ländlichen Gebieten zunehmend an Bedeutung. Der ökologische Wert von Pferdeweiden wird jedoch in der Praxis aufgrund der mitunter zu beobachtenden Grasnarbenschäden (Narbendegradierung) bei zu hohem Besatz (selektiver Fraß, Vertritt und Nährstoffumlagerung) kontrovers diskutiert. Darum unterstützt die VFD die im Rahmen der Forschung entstandene und weitere Masterarbeiten. Link

Weide_Bewegungsstudie

Für die Studie wurde erstmals ein bürgerwissenschaftlicher Ansatz mit einem doppelten Ziel gewählt.

  • Erstens sollte die Praktikabilität dieses Ansatzes zur Beantwortung von Fragen in verschiedenen landwirtschaftlichen Landnutzungssystemen getestet werden.
  • Zweitens waren sie an dem Wissen interessiert, das die Pferdebetriebe und Hobbyhalter über die Fortbewegung von Pferden auf der Weide, einschließlich der Managementfaktoren, die dieses Verhalten beeinflussen, beitragen können.

Von 28 Teilnehmern erhielten sie vollständige Aufzeichnungen für drei Aufnahmetage pro Pferd, was zu einem Datensatz über mehr einzelne Pferde führte als jede andere GPS-Studie, die in den letzten 30 Jahren veröffentlicht wurde. Die Fallstudie zeigt damit das Potenzial des „Citizen Science“ auf, Fragen der angewandten Forschung in der Pferdehaltung zu beantworten. Dies hat gezeigt, dass Landwirte, die mit einfachen und kostengünstigen Technologien und einem klaren Protokoll ausgestattet sind, als „Bürgerwissenschaftler“ die Datenerhebung für die Forschung verbessern können, was zu robusten, realitätsnahen Datensätzen führt. Solche Datensätze bilden die Grundlage für ein besseres Verständnis komplexer Management- und Umgebungsinteraktionen. Darüber hinaus ist es wahrscheinlicher, dass Pferdehalter, die in den Forschungsprozess integriert sind, für die Ergebnisse eine größere Akzeptanz zeigen und in einer verbesserten Grünlandbewirtschaftung und Beweidung umsetzen. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen und Forschungsfragen zur nachhaltigen Nutzung von Grünland mit Pferden kann ein solcher Ansatz daher dazu beitragen, die Grenzen der traditionellen experimentellen Forschung zu überwinden.

DanksagungStudie Bewegungsverhalten mdpi
Die Masterarbeit wurde am Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Abteilung Graslandwissenschaft, von Anja Schmitz, Prof. Dr. Johannes Isselstein und Prof. Dr. Martina Gerken als Ko-Referentin betreut. „Wir danken allen Pferdehaltern, die an unserer Studie teilgenommen haben, für ihre Arbeit, Zeit und ihr Interesse. Wir danken allen Multiplikatoren unserer Studie, die uns geholfen haben, so viele hochmotivierte Landwirte zu erreichen: den Landwirtschaftskammern, der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD) und der Zeitschrift Cavallo.“

Using a Citizen Science Approach with German Horse Owners to Study the Locomotion Behaviour of Horses on Pasture - Dieser Artikel gehört zur Sonderausgabe der MDPI-Zeitschriften "Nachhaltige Weidesysteme" 
Schmitz, A.; Tonn, B.; Schöppner, A.-K.; Isselstein, J. Mit einem Citizen Science-Ansatz mit deutschen Pferdebesitzern das Fortbewegungsverhalten von Pferden auf der Weide untersuchen. Nachhaltigkeit 2020 , 12 , 1835. 

Mein Fazit: Traditionelles, artenreiches Grasland aus alten Kultursorten oder Wildpflanzen wird immer seltener. Es ist aber die gesunde Nahrungsgrundlage unserer Pferde und anderer traditioneller Weidetiere, seit Menschengedenken. Pferde, die in Boxenställen gehalten wurden, hatten den größten Bewegungsdrang, und die Gehstrecke nahm mit zunehmender Weidezeit ab. Dies deutet darauf hin, dass Einschränkungen beim Zugang zu Weiden die Belastung der Grasnarben durch Laufen und Trampeln erhöhen und die nachhaltige Bewirtschaftung von Weiden stark in Frage stellen können.  Zu kurze Weidezeiten und zu kleine Weiden, die zu intensiv beweidet werden sind nicht nur für die Umwelt nachteilig, auch die Gesundheit der Pferde leidet darunter. 

Quellen:
Artikel der Sonderausgabe Nachhaltige Weidesysteme https://www.mdpi.com/2071-1050/12/5/1835
Göttinger Masterstudentin gewinnt Förderpreis der GWP https://www.uni-goettingen.de/de/537113.html
Agrobiodiversität: Genetische Vielfalt von Pflanzen und Tieren https://vfdnet.de/index.php/partner-pferd/10807-genetische-vielfalt
Pferd und Grasland von Dr. Renate Vanselow https://vfdnet.de/index.php/10-bundesverband/10544-pferd-und-grasland

Werbung