„Wiesenlandschaften mit hohem Wert für Mensch und Natur“

Grünlandnutzung nimmt in Mitteleuropa dramatisch ab. Besonders artenreiches Grünland ist selten geworden. Blühende Wiesenlandschaften sind nicht nur Nahrungsgrundlage und Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, sondern auch ein Lichtblick für erholungssuchende Menschen. Viele Wiesen, besonders Tal- und Niederungswiesen, wurden im Verlauf der letzten 50 Jahre stark intensiviert und wandelten sich zu eintönigem Grün oder zu Ackerflächen.
Am 22.-23.09.2016 fand eine Wiesen-Konferenz an der Uni-Landau statt. Ziele der Konferenz waren der Erfahrungsaustausch und Diskussionen zur Frage, welche (nachhaltigen) Optionen und Strategien für den Erhalt von artenreichen Wiesenlandschaften bestehen. Der  Fokus lag auf Strategien, bei denen sowohl Landwirte, lokale Bevölkerung  als auch die Biodiversität profitieren. Teilnehmer waren ca. 80 Behördenvertreter der Bundes-, Landesämter und anderer Verwaltungsbeschäftigte, Interessensvertreter aus Naturschutz- und Landschaftspflegeverbänden sowie Wissenschaftler aus praxisorientiert forschenden Arbeitsgruppen. Auch die VFD wurde für einen Vortrag angefragt.Schmetterling-1

Sonja Schütz hielt für die VFD den Vortrag:
"Gesunde Pferde und artenreiche Wiesen"

Vor 10 Jahren gab es in Deutschland noch 5,5 Mio. Hektar Grünland, inzwischen sind es deutlich unter 5 Mio. Hektar. Über ein Fünftel von dieser Fläche wird für Pferde genutzt, denn es gibt inzwischen grob geschätzt um die 1,2 Mio. Pferde, Ponys und Esel in Deutschland. Jedes Tier braucht etwa 1 Hektar Fläche für sein jährliches Raufutter an Weide und Heuwiesen.

Pferde sind Meister des Mangels, überleben karge Nahrungsgrundlage gut. Heutige Milch- und Fleischrinder dagegen brauchen völlig anderes Futter als Pferde. Die Saatgut-Industrie hat, Hochleistungsgräser gezüchtet, die viel mehr Zucker als Energieträger enthalten als althergebrachte Gräser. Die neuen Grassorten sind sehr konkurrenzstark. Sie verdrängen alte Grassorten und Kräuter. Außerdem benötigen große Mengen Stickstoff. „Zuckergras“ macht nicht richtig satt. Deshalb fressen Pferde und Ponys von dem Zuckergras und Zuckerheu erheblich mehr als von magerem Gras und Heu. Von Hochleistungsgräsern für Milch- und Fleischrinder werden Pferde krank. Große Gaben von Stickstoff-Dünger haben auf Weiden und Heuwiesen noch eine weitere, für Pferde sehr schädliche Wirkung. Sie „vertreiben“ nämlich nicht nur alte, zuckerarme Grassorten, sondern auch Kräuter. Pferde als Grasfresser haben in Millionen von Jahren gelernt, sich aus der Vielfalt von verschiedenen Pflanzen zu jeder Jahreszeit das heraus zu suchen, was sie gerade brauchen. Ernährungsbedingte Wohlstandskrankheiten bei Pferden haben in den letzten 10 Jahren rasant zugenommen. Die meisten Pferdehalter wissen nicht um die wichtigste Grundlage für eine gesunde Ernährung der Pferde, halten ihre Tiere falsch und artenreiche Wiesen werden zerstört. Richtig und wichtig sind dagegen der sorgsame Umgang und die regelmäßige Pflege von Pferdweiden. Das für Pferde gesunde Heu von sehr artenreichen Wiesen auf mageren, nicht gedüngten Böden spart Tierarztkosten. Es ist nicht besonders schwer, gutes Pferdeheu zu erkennen. Das liegt an einem Stoff namens Cumarin, der sich in Ruchgräsern findet. Der typische, stark aromatische Heugeruch einer frisch gemähten Wiese auf mageren Standorten geht neben einigen anderen Kräutern vor allem darauf zurück. Heu, welches sehr stark aromatisch nach „Heu“ duftet, ist von sehr artenreichen Wiesen mit Magergräsern.

Im Grunde brauchen Pferde genau die Art von Grünland, die Naturschützer im Sinne der Artenvielfalt von Wiesenpflanzen und dort lebenden Insekten erhalten und fördern wollen. Es liegt also sowohl im Interesse des Naturschutzes und dem Erhalt der Artenvielfalt auf unseren Wiesen als auch im Interesse der Gesundheit von Pferden und Ponys, möglichst vielen Pferdemenschen und Heubauern diese einfachen Zusammenhänge deutlich zu machen. Und es zeigt einmal mehr, dass das Wohlergehen von Pflanzen, Tieren und Menschen auf vielfältige Weise voneinander abhängig sind.

Link zum Vortrag als PDF

Bilder: Sonja SchützIMG 8482

Quellen: Arbeitskreis Umwelt (VFD-Handbücher "Pferd und Heu" + "Pferd und Umwelt")

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