Der erste Fall von Dermatophilose beim Pferd in Deutschland wurde 1976 bekannt.

Trotzdem ist diese Krankheit eher selten in Deutschland. Bevorzugt tritt sie in Island und Irland auf, was vorallem an dem oft nass-kalten Wetter liegen mag. Für betroffene Tiere ist sie hingegen äußerst unangenehm und betroffene Halter stehen oftmals vor einem Rätsel.Winterfoto2012 Kocherscheidt-Riemann 2

Aus diesem Grund möchte ich hier in einer Art Steckbrief das Krankheitsbild der Dermatophilose einmal vorstellen und auch Behandlungs- und Vorbeugemaßnahmen erwähnen.

Was ist Dermatophilose?

Dermatophilose (Regenekzem, Regenräude) ist eine bakterielle Hautinfektion, ausgelöst durch das Bakterium Dermatophilus congolensis.

Bei welchen Pferden tritt die Krankheit bevorzugt auf?

Pferde, die besonders empfindliche Haut haben, bzw. deren Haut durch etwaige Erkrankungen oder Verletzungen bereits vorgeschädigt ist, sind besonders anfällig.

So auch Pferde, die zu:

- Mauke

- Sommerekzem

- Allergien

- Nesselsucht, etc.

neigen, sind deutliche gefährdeter, als gesunde Artgenossen!

Wie kommt es zur Dermatophilose?

Durch einen minimalen Riss in der Haut, bzw. bei eingeweichten, empfindlichen Hautpartien hat das Bakterium relativ leichtes Spiel sich in die Hautschichten des befallenen Tieres einzunisten und sich in anaeroben (unter Luftabschluss) Zustand zu vermehren.

Wann ist die Hauptzeit für diese Krankheit?

Dermatophilose, zu Deutsch: Regenkzem, Regenräude, tritt, wie es der Name schon sagt, bevorzugt in der feuchten Jahreszeit auf. Das heißt: von Herbst bis zum nächsten Frühjahr ist die Gefahr deutlich erhöht, dass das eigene Pferd an Dermatophilose erkrankt!

Wie ist der Krankheitsverlauf?

Nachdem sich das Bakterium Dermatophilus congolensis in die oberen Hautschichten eingenistet hat, gedeiht es meist prächtig durch den Luftabschluss.

Zu Beginn wird man warzen- bzw. pustelartige Verdickungen der oberen Hautschicht feststellen. Diese sind meist verkrustet und lösen sich normalerweise sehr leicht von der darunterliegenden Haut.

Die sich lösenden Krusten, samt den Haaren sind mit einem talgartigen Sekret verklebt.

Die darunterliegende Haut ist meist leicht gerötet und deutlich erwärmt, wie auch wund.

Durch Nicht-Behandlung oder nicht sachgemäße Behandlung der betroffenen Stellen kann sich die Infektion innerhalb kurzer Zeit (meist 14 Tage) großflächig ausbreiten.

Wie es der Name Infektion schon sagt, sind die betroffenen Partien entzündet und schmerzen das Pferd meist sehr!

Nicht selten bekommen betroffene Pferde auch Fieber und wirken lustlos.

Bei Nicht-Behandlung verschwinden die Symptome spätestens im Sommer wieder, wobei das infizierte Tier bis dorthin bis zu einem halben Nacktpferd mutieren kann, welches unangenehme Schmerzen erleiden muss.

Welche Symptome treten äußerlich auf?

- Pustel-, bzw. Warzenbildung

- Ablösen der Pusteln samt befallenen Haaren mit Krusten

- Schmierige Sekretaussonderung aus betroffener Haut

- Hautrötungen

- Hitzebildung in betroffener Partie

- Berührungsempfindlich, da oftmals sehr schmerzhaft

- Kahle Stellen mit Schuppenbildung

- Durch die Entzündung sind die betroffenen Bereiche oftmals geschwollen, bzw. verhärtet

- Juckreiz ist eher selten!

An welchen Körperregionen tritt die Dermatophilose besonders häufig auf?

- Beine

- Rücken

- Hals

- Kruppe

Wobei auch seitlicher Bauch und Flanken befallen sein können!

Wie ist die Regenräude zu behandeln?

Grundsätzlich den Tierarzt informieren, da sich die Dermatophilose und die Dermatophytose in ihren Symptomen bis zu einem gewissen grad ähneln!

  1.     Das betroffene Pferd sollte möglichst trocken gehalten werden, denn unter Feuchtigkeit wuchern diese kleinen Bakterien geradezu.
  2.     Die betroffenen Stellen sollte so vorsichtig als möglich (bitte Einweghandschuhe verwenden!!!) von den Pusteln, Krusten und der verklebten Schicht befreit werden. à Als hilfreich hat sich hier vor allem ein vorheriges sanftes Einweichen mit warmer Seifenlauge (Kernseife) bewährt.
  3.     Nach gründlichem Desinfizieren und Trocknen die Stelle offen lassen, sodass genügend Luft an die betroffene Haut kommt.
  4.     Die Anwendung 1 Woche täglich wiederholen, dazu auch täglich Fiebermessen!
  5.     Wenn sich nach spätestens 14 Tagen keine deutliche Besserung einstellt, muss der Tierarzt höchstwahrscheinlich Antibiotika verabreichen.
  6.     Das Pferd bei Regen möglichst eindecken, da das Risiko einer erneuten Infektion bei einmal erkrankten Tieren deutlich höher liegt!
  7.     Bitte auch Putzzeug nach Gebrauch desinfizieren oder 24 h in Essigwasser (Verhältnis 1:5) einlegen.
  8.     Das Pferd, wenn es nach dem Training geschwitzt ist mit einer Abschwitzdecke eindecken.
  9.     Satteldecken, Abschwitzdecken usw. heiß waschen, um alle Bakterien abzutöten.
  10. Sattelzeug und Zaumzeug mit Essigwasser reinigen.

Die Behandlung kann bis zu 4 – 6 Wochen dauern!

Ist Dermatophilose ansteckend für Mensch und/oder Tier?

Ja und Nein. Für empfindliche Tiere kann in direktem Hautkontakt (die erkrankte Stelle des infizierten Tieres muss mit der vorgeschädigten Stelle des noch nicht infizierten Tieres in Berührung kommen) eine Infizierung mit dem Bakterium möglich sein. Ebenso trifft es auf den Menschen zu.

Für grundsätzlich gesunde, nicht verletzte (hier auch kleine Schürfwunden genannt!) Tiere und Menschen besteht im Regelfall keine Ansteckungsgefahr!

Da aber Vorsicht die Mutter der Porzellankiste ist, sollte man stets auf peinlich genaue Sauberkeit und Hygiene im Umgang mit dem erkrankten Tier zeigen. Darunter fällt natürlich:

- Bei der Behandlung Einweghandschuhe tragen

- Die Putzsachen, den Sattel, das Zaumzeug und alle anderen Sachen des betroffenen Pferdes auch ausschließlich nur für dieses Pferd nutzen

- Vorsichtshalber Hände desinfizieren, bevor man mit einem anderen Mensch oder Pferd Kontakt hat

- Benutzte Behandlungsmaterialien, wie Wundreinigungstücher, Einweghandschuhe, etc. sofort nach Gebrauch in den Müll

Saskia Teschke, VFD-Jugendwartin / Saarland

Foto: Heike Kocherscheidt-Riemann

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