Seit ein paar Jahren sieht man auf Pferdekoppeln große schwarze Bälle am Galgen mit „Regenhut“ darüber. Diese Bremsenfallen, deren Wärme abstrahlender Ball sich leicht im Luftzug bewegt, sollen den stechenden Insekten ein Pferd vorgaukeln. In einer Studie wurde jedoch festgestellt, dass überwiegend andere Insekten gefangen werden.

Die Projektgruppe „Insektensterben + Bremsenfallen“ der Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD) arbeitet seit 2017 mit Wissenschaft, Naturschutzverbänden und Behörden zusammen an Lösungen.

Nicht fachgerecht eingesetzte Bremsenfallen können ein illegaler Beitrag zum Artensterben sein.

Über einen Zeitraum von 21 Wochen wurden 2017 mehrere Bremsenfallen (in Fachkreisen auch Tabaniden-Fallen genannt) an verschiedenen Standorten in NRW analysiert. Das erschreckende Ergebnis der Studie:

  • mehr als 50.000 gefangene Individuen, davon nur etwa 2.000 Bremsen
  • es wurden u.a. mehr als 400 Schmetterlinge und 70 Wildbienen gefangen

Ein Nutzen für die Pferde dürfte dann nicht mehr gegeben sein. Ohne selektiven Fang verstoßen diese Fallen möglicherweise gegen den Artenschutz-Paragraphen 44 im Bundesnaturschutzgesetz.

Die Wirksamkeit der Fallen ist abhängig von Pferdezahl und fachgerechtem Einsatz.

Sowohl Berichte von Pferdehalter*innen als auch die Ergebnisse der o.g. vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) 2020 veröffentlichten Studie belegen, dass die Wirksamkeit der Bremsenfallen auf Bremsen und anderen Arten sehr unterschiedlich ausfällt. Es gibt neben dem Aufstellort der Falle und der Lage zur vermuteten Anflugrichtung einen weiteren Faktor, der sich in allen Pferdehaltungen auswirkt: die Anzahl der Pferde. Die Experten aus dem VFD-Arbeitskreis Umwelt haben festgestellt, dass die Fängigkeit umso geringer ist, je mehr Pferde sich im Wirkungsbereich der Falle aufhalten. Stehen 10 Pferde im relevanten Radius der Falle, so beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Bremse sich „irrt“ und die Falle anfliegt, weniger als 10 %.

Aufgrund der Ergebnisse haben wir einige Empfehlungen für Bremsenfänge mit minimiertem Beifang zusammengestellt:

  • Falle nur in der Bremsensaison aufstellen (ca. Mitte Juni bis Mitte September) und den Inhalt täglich kontrollieren. Im Spätsommer abbauen, sobald nur noch vereinzelt Bremsen gefangen werden.
  • Falle nur über kurzrasigem Bewuchs aufstellen.
  • Falle nur so aufstellen, dass sie die meiste Zeit des Tages in der Sonne ist, d.h. möglichst entfernt von Gehölzen.
  • Fangflüssigkeit mit Spülmittel oder Seife ohne Duftstoffe (z.B. Neutralseife) versetzen.
  • Fangflüssigkeit mindestens alle 3 Tage, bei hohen Temperaturen täglich wechseln.
  • Fanggefäß nachts auf den Boden stellen, ebenso an kühlen Tagen, an denen keine Bremsen fliegen.
  • Fanggefäß auch ohne Fangflüssigkeit nicht in der Falle belassen, das Fanggefäß ist auch ohne Flüssigkeit darin für die Insekten eine Falle.

Das NRW-Umweltministerium hat die Forschungsergebnisse und unsere Ausarbeitung zum Anlass genommen, Vollzugshinweise für die Unteren Naturschutzbehörden zu erlassen. Die Behörden sollen demnach sicherstellen, dass vor allem in Nationalparks, FFH- oder Naturschutzgebieten keine Bremsenfallen mehr aufgestellt werden. In allen anderen Gebieten soll der Einsatz von Bremsenfallen auf die Zeit zwischen 01.06. bis 15.09. beschränkt werden.

Die Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer in Deutschland e.V. (VFD) unterstützt dieses Vorhaben und steht sehr gerne für einen Austausch, weitere Forschung oder Praxistests zu Verfügung.

Weitere Infos findet ihr hier:
Zwischenbericht des VFD Projekt "Insektensterben + Bremsenfallen“
PDF: Runderlass Einsatz von Bremsenfallen635.53 kB

Bremsenfalle 2

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