31.07.2018 - Jakobs-Kreuzkraut (JKK) nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit von Pferden und Rindern, auch für den Naturschutz ist eine Eindämmung des Jakobs-Kreuzkraut nötig. Das Jakobs-Kreuzkraut (JKK) blühte – ungewohnt früh in diesem Jahr – entlang von Verkehrswegen, auf vielen Wiesen und Weiden gelb. Aufgrund der Trockenheit ist es weiterhin auf dem Vormarsch.

JKK

Wie fast alle anderen Kreuzkrautarten handelt es sich um heimische Ruderalflanzen, die Giftstoffe, sogenannte Pyrrolizidin-Alkaloide, enthalten. Diese Stoffe sind besonders für Pferde und Rinder sehr giftig. Die Vergiftung von Rindern und Pferden durch das Jakobskreuzkraut ist auch als Schweinsberger Krankheit bekannt und tritt in der Regel als chronische Vergiftung auf. Durch die Bildung von toxischen Metaboliten in der Leber endet diese fast immer tödlich. Die Problemstellung (Toxizität) ist seit Jahrzehnten bekannt. Aber nicht nur Pferde- und Rinderhalter, sondern auch Imker, machen sich Sorgen. Für Honigbienen selbst besteht keine Gefahr, allerdings können die Giftstoffe über den Honig auch in die menschliche Nahrungskette gelangen.

„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“ Paracelsus 

In den letzten Jahren hat sich das Jakobs-Kreuzkraut in manchen Regionen massiv auf extensiven Mähwiesen und Weiden ausgebreitet. Extensive Flächen werden sehr spät gemäht, also nach der Blüte. Die Kreuzkräuter bilden Millionen von Samen und verbreiten sich rasend schnell, mehr und mehr. Und das erfolgt nicht nur kleinräumig durch den Wind, sondern auch über weitere Entfernungen durch den Verkehr und im Zuge von landwirtschaftlichen Arbeiten. Denn die Samen haften an Reifen, Maschinen und Geräten. Sogar die Rasenflächen von Hausgärten erobert das Jakobskreuzkraut (JKK). Wegen der anhaltenden Trockenheit und der dadurch entstehenden Knappheit an Futterpflanzen besteht zunehmend die Gefahr des Verzehrs des Krauts durch Weidetiere.

Einige Landwirte und Naturschützer versuchen seit Jahren das JKK auf ihren artenreichen Flächen einzudämmen, während sich auf den Nachbarflächen die Pflanzen weiter vermehren. Das Problem: Bei der Bekämpfung der Pflanze stehen Pferdehalter und Landwirte meist alleine da.[1]

Grundsätzlich ist jeder Futtermittelunternehmer für die Sicherheit der Futtermittel, die er herstellt, in Verkehr bringt oder im eigenen Betrieb verfüttert, verantwortlich. Es ist in manchen Regionen schwer noch JKK-freies Heu zu bekommen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) befürchtet daher weitere artenreiche Wiesen zu verlieren, weil diese mit Herbiziden behandelt, intensiviert oder sogar umgebrochen werden.[2] Naturschutzgebiete könnten nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden und dadurch droht eine Verbuschung.

Massenausbreitungen von Kreuzkräutern sind kein natürlicher Zustand, sondern ein vom Menschen verursachtes Problem, und es ist daher unverantwortlich, nichts dagegen zu tun. Überall in Deutschland befreien Pferdehalter, Landwirte und Naturschutzverbände ihre Flächen vom JKK, so dass diese Flächen zur Heumahd genutzt werden konnten. Das JKK muss richtig entsorgt werden.[3]

Wir fordern seit langem von der Politik mehr Unterstützung. Nur gemeinsam können Nutzerverbände und Naturschutz sachlich über die Ursachen sprechen und konstruktive Lösungen erarbeiten. Sonja Schütz: „Wehret den Anfängen: Ursachenbekämpfung, Prävention – Früherkennung – Sofort handeln!“ Landwirte u. a. Tierhalter haben keine Chance, ihre Futterflächen frei von Kreuzkraut zu halten, wenn immer wieder ein Eintrag von außen – beispielsweise über den Wind oder über Fahrzeuge – erfolgt. Bienen und Wildtiere halten sich an keine Grenzen. Wirklich erfolgversprechend ist daher nur eine flächendeckende Kontrolle. Je früher begonnen wird desto geringer fallen die Kosten aus. Am einfachsten, kostengünstigsten und umweltschonendsten sind vorbeugende Maßnahmen.

 

[1] Bekämpfung: Die beste und effektivste Möglichkeit ist die frühzeitige, mechanische Entfernung von Einzelpflanzen. Grasende Schafe verringern die Anzahl blühender Kreuzkräuter. Maßnahmen zur Festigung der Grasnarbe. Biologische z.B. mit der Raupe des Karmin- oder Blutbären (Tyria jacobeae, Nachtfalter) wurde im Westen der USA und auch in Südafrika und Australien getestet. Der Erfolg war gering, da Tyria pro Sommer nur eine Generation hervorbringt und die Pflanzen sich nach dem Verpuppen der Raupen wieder regenerieren können. (Angabe: Prof. Dr. Thomas Hartmann, TU Braunschweig)

[2] Bekämpfung mit Umweltschäden: Herbizid Simplex (Flouroxypyr + Aminopyralid) erreicht höchste Wirkungsgrade mit höchster Wirkungsgeschwindigkeit. Intensivierung mit hohen Stickstoffgaben und häufiger Mahd. Umbruch und Neueinsaat.

[3] Entsorgung von Kreuzkraut: In kleinen Mengen gehört Kreuzkraut in den Restmüll, größere Mengen sollten verbrannt oder in speziellen Kompostierungsanlagen entsorgt werden (s. unten). Auch nichtblühende und nicht samentragende Pflanzen sollten nicht hauseigen kompostiert werden (Gefahr der Neuwurzelung), da die Verrottungshitze für eine komplette Zersetzung nicht hoch genug ist. Kreuzkraut muss immer, nach Schnitt und auch nach chemischen Behandlungen von allen Flächen entfernt und entsorgt werden, die zur mittelbaren Nutzung durch Tiere oder für eine Mahd vorgesehen sind. Heu und Silagen dürfen in diesem Fall nicht verfüttert werden! Angetrocknetes oder welkes Kreuzkraut wird wegen des Verlusts der Bitter- und Geruchsstoffe von Nutztieren aufgenommen, wie Todesfälle in der Schweiz belegen. Das muss auch insbesondere beim Ausmähen von Flächen mit aktueller Weidenutzung durch Tiere beachtet werden. Eine Mulchung mit anschließendem langfristigem Verrottungsprozess über den Winter ist möglich, verhindert aber natürlich nicht nachwachsende Pflanzen durch Samen und im Boden verbliebene Wurzeln. Eine chemische oder mechanische Bekämpfung ist also dennoch notwendig. Die Mulchung ist unbedingt vor (!) der Blüte durchzuführen, da blühendes Kreuzkraut nachkeimt (Notreife), was so zu einer vielfachen Aussamung führt.
Die Bundesgütegemeinschaft Kompost (BGK) empfiehlt eine Vernichtung von Kreuzkräutern in Kompostierungsanlagen, die nach den Vorgaben der Bioabfallverordnung arbeiten. "Dabei werden sowohl Samen als auch austriebsfähige Pflanzenteile aller Pflanzenarten sicher zerstört", so die BGK. "Blühende und / oder samentragende Pflanzen sind einer schadlosen Entsorgung zuzuführen. Die Eigenkompostierung im Hausgarten ist aufgrund mangelnder hygienischer Wirksamkeit der Verfahren grundsätzlich nicht geeignet. JKK sollte als Bioabfall über die Biotonne entsorgt werden. Soweit der Anschluss an eine getrennte Sammlung von Bioabfällen nicht besteht, sollte JKK über die Restmülltonne entsorgt werden."
Untersuchungen der Landwirtschaftskammer NRW mit der Uni Bonn haben gezeigt, dass die Samen nach dem Verweilen in der BGA ihre Keimfähigkeit verlieren. "Eine Möglichkeit der Entsorgung des Materials ist die Verwertung in der Biogasanlage. Die Sorge, dass reife Samen in der BGA überdauern könnten und dann mit der Biogasgülle auf den Flächen verteilt würden, ist anscheinend nicht zu befürchten. Noch sicherer kann auf Grund der Versuchsergebnisse die Gefahr ausgeschlossen werden, wenn der Aufwuchs zuvor siliert wird."

Quellen:
VFD Arbeitskreis Umwelt  "Kreuzkräuter und Naturschutz" 

Projekt "Umgang mit Kreuzkräutern auf relevanten Flächen des Naturschutzes" 

Barbara Lattrell Agrarwissenschaftlerin AK Kreuzkraut

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