Warum gebisslos reiten, warum einhändig reiten?
Geht das überhaupt oder darf man das eigentlich?
Um diese Fragen zu beantworten, veranstaltete der VFD Bergisch Land einen Workshop. Die VFD ist ja der Pferdeverband der Vielfalt und gibt keine bestimmte Reitweise vor. Deshalb möchten wir auch etwas zu diesem Thema beitragen.
Je nach Zweck ist überaus nützlich und sinnvoll, möglichst zügelunabhängig zu reiten. Das Gelände- und Wanderreiten, wobei man viele Sundern im Sattel verbringt, erfordert das überwiegend selbständige Laufen unserer Tiere.
Der Workshop sollte eine Einführung sein, auch in das Reiten am hingegebenen Zügel. Dabei wurde auf die Kombinationsmöglichkeiten sowohl des gebisslosen als auch des einhändigen Reitens mit Gebiss eingegangen. Damit war nicht das klassische Reiten mit Kandare in Anlehnung gemeint.
Zuerst kam die Theorie. Als Vorbereitung zum Kurs wurden den Teilnehmen die Artikel empfohlen zum Schwerpunktthema in der => VFD Zeitschrift „Pferd & Freizeit“ 2018/2 und von Holger Suel, Update 2022. Die Vorteile des gebisslosen Reitens wurden noch einmal klar herausgestellt. Ebenso wurden die historische Entwicklung erläutert und die rechtlichen Aspekte erörtert. Die Ausrüstung spielt natürlich auch eine Rolle, und die verschiedenen gebisslosen Zäumungen wurden vorgestellt.
Im praktischen Teil auf dem Reitplatz sollten die Reiter ein Gefühl dafür bekommen, wie man ein Pferd ohne kontinuierliche Einwirkung reiten kann. Die Zügel nur dann eingesetzt werden, wen man dem Pferd ein Kommando gibt (Impulsreiten). Und die Pferde mussten auch dazulernen. Zuerst ging es ganze Bahn im Schritt und Trab. Lösen und lockern war angesagt. Aber auch das Anhalten, Stehen und Rückwärtsrichten wurde versucht. Mit alleinigem Verzichten auf Zügelhilfen funktioniert das alles auch nicht. Sitz und Schenkelhilfen müssen angepasst werden, und die Stimme ist auch sehr wichtig. Manche Pferde wussten anfangs nicht, was die Reiter wollten, aber sie lernten schnell diese Art der Hilfengebung.
Dann ging es im Schritt durch einen Parcours. Beim Reiten zwischen Pylonen und am Boden liegende Stangen sollte die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd verbessert werden. Der Reiter gibt die Richtung an und die Pferde mussten den Weg möglichst selbstständig finden. Auch wurde über kreuz und quer liegende Stangen geritten. Die Pferde lernten schnell selber „ihren Weg“ zu finden. Schwierig wurde es dann mit dem Kettentor. Dabei sollten die Reiter eine Kette an einem Pfosten lösen, durch die Pfosten reiten und die Kette wieder einhängen. Diese Übung ist eine Kombination aus verschieden Bewegungsabläufen und auch dem Stehenbleiben an er richtigen Stelle.
Alles in Allem war der Kurs eine Einführung in eine für viele Reiter neue Reitweise. Es wurde keine etablierte Reitlehre vermittelt. Es ging darum, den Reitern zu zeigen, dass diese Art der Hilfengebung und die Ausbildung der Pferde zu mehr Selbstständigkeit ein großer Vorteil für das Gelände- und Wanderreiten sein kann. Mit solchen Workshops kann die VFD das Interesse an der Vielfältigkeit im Umgang mit Pferden und anderen Equiden fördern.