von Dipl.-Tierheilpraktikerin Martina Wallow
Das Lahmen des Pferdes ist immer ein sichtbares Anzeichen für Schmerzhaftigkeit.

Ausnahme ist hier die mechanische Form der Lahmheit. Man findet diese z.B. bei einer Steifheit in einem Gelenk oder einer Sehnenkontraktion, wodurch – mechanisch gesehen – das Pferd sein Bein nicht mehr normal bewegen kann und deutlich lahm geht, obwohl es keine Schmerzen hat.

Die Symptome der Lahmheit stehen dabei in direkter Abhängigkeit von dem Grad und der Lokalisation der schmerzhaften Veränderungen.
Bereits im Stand bekommt man häufig wichtige Hinweise auf Sitz und Art der Erkrankung. Steht das Pferd korrekt auf allen vier Gliedmaßen? Stellt es ein Bein vermehrt vor, entlastet es immer wieder?
Stellt das Pferd z.B. die Gliedmaße auf der Hufspitze ab, kann hier evtl. eine Hufrollenentzündung oder ein Bruch des Processus extensorius (Hufbein) vorliegen. Wird die Schultergliedmaße nach hinten gestellt und im Vorderfußwurzelgelenk gebeugt ist die entsprechende Schulter näher zu untersuchen. Bei Problemen im Ellbogen zeigt das Pferd häufig eine gestreckte Haltung des Unterarmes bei vorgebeugtem Karpalgelenk.
Wird eine Gliedmaße überhaupt nicht belastet besteht der Verdacht auf Frakturen, Nageltritt-verletzungen, ernsthaftere Verstauchungen oder septischer Arthritis. Hier sollte man sofort fachkundige Hilfe einschalten.
Untersuchung des einzelnen Beines auf Lahmheit: Man beginne immer am Huf und untersuche diesen genau. Sind irgendwelche Fremdkörper eingetreten, sitzt der Beschlag noch, sind Hufwände und Strahl intakt, fühlt sich der Huf vermehrt warm an, pulsiert die Mittelfußarterie?
Zeigt das Pferd keine Abweichungen im Hufbereich, beginne man an der Krone und fahre langsam hinauf, wobei man sorgfältig nach Zeichen von Schwellung, Schmerz oder vermehrter Wärme sucht. Wichtig ist die vergleichende Abtastung beider Beine.
Da jedes lahmende Pferd den Bewegungsablauf verändert, um die erkrankte Gliedmaße zu schonen, sollte man mit den normalen Gangarten des Pferdes gründlich vertraut sein. Lahmheiten sind im Schritt, Trab und in der Wendung (besonders beim Wenden nach der jeweiligen Seite der erkrankten Gliedmaße) festzustellen.
Bei der gewöhnlichen Lahmheit, die auf Schmerzen zurückgeführt werden kann, muss man zuerst herausfinden, welches Bein lahm ist. Dazu lasse man das Pferd auf harter, ebener Bahn im Schritt von sich wegführen, dann wieder zurück. Wenn das Pferd auf einen zukommt sollte man auf den Kopf des Pferdes schauen. Bei Lahmheiten der Vordergliedmaße hebt das Pferd den Kopf, wenn das erkrankte Bein aufgesetzt wird. (Im Gegensatz dazu senkt es den Kopf wenn das Körpergewicht während des Bewegungsablaufs auf die gesunde Gliedmaße verlagert wird.) Diese charakteristische Bewegung ist besonders gut von vorn und von der Seite zu sehen.
Bewegen sich beide Vorderbeine normal, sollte man die Hinterhand beobachten am besten wenn das Pferd von einem weggeführt wird. Liegt die Lahmheit in der Hinterhand senkt sich die Kruppe auf der gesunden Seite tiefer und ist auf der Seite der Lahmheit höher. Eine verkürzte Vorführphase, das Schleifen der Zehenspitze über den Boden und das flache Aufsetzen des Hufs sind ebenfalls Anzeichen für einen schmerzhaften Prozess im Bewegungsapparat.
Hat man herausgefunden, dass das Pferd vorn lahm geht, soll es wieder auf einen zugetrabt werden, wobei man diesmal nur die Beine beobachtet. Bewegt sich das lahme Bein gerade nach vorn in der normalen Weise, aber mit einem kürzeren Schritt als das gesunde Bein, dann liegt die Lahmheit möglicherweise im unteren Bereich der Gliedmaße.
Schwingt es andererseits das Bein nach außen und beugt es nicht richtig, dann ist die Ursache vermutlich weiter oben zu finden, wahrscheinlich in der Schulter. Jetzt stelle man sich zur Seite und beobachte das Pferd, wenn es vorbeitrabt. Das Auge soll auf die Fußsohle fixiert sein, um zu sehen, ob es den Huf gerade aufsetzt oder mehr vorne oder mehr hinten belastet. Setzt es hinten auf, liegt die Ursache meist im Zehenbereich, setzt es mit der Zehe auf, liegt die schmerzende Partie im hinteren Bereich des Beines.
Natürlich erfordert die Diagnose von Lahmheiten ein geschultes Auge und Erfahrung eines fachkundigen Behandlers. Trotzdem macht es Sinn wenn Menschen, die mit Pferden zu tun haben, Lahmheiten rasch erkennen und zuordnen können um dann für die vierbeinigen Freunde die bestmögliche Therapie einzuleiten.
In diesem Sinne, grüßen Sie Ihr Pferd von mir,
Martina Wallow.

Weitere Infos zu Martina Wallow und ihrer Praxis für Alternative Tierheilkunde gibt es unter http://www.martinawallow.de

 

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